Freitag, 17. Mai 2013

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Leseprobe



 Dann gnade mir Gott
Autobiographischer Schicksalsroman von Angelika Schröer 
DeBehr Verlag


  Meine beiden Jungs saßen auf ihren Plätzen an Bord der Maschine der Air Namibia. Sie beobachteten das rege Treiben auf dem hell erleuchteten Rollfeld des Schipholer Flughafens und obwohl wir bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs waren, merkte man ihnen nicht die geringste Müdigkeit an. Dies lag wohl zum größten Teil an ihrer  Vorfreude, denn die Boeing 747 sollte uns in unsere neue Heimat, nach Namibia fliegen.

   Wir schrieben Donnerstag den 9.Januar 2003, als ich mit meinen Söhnen Robin und Tristan, Deutschland für immer verließ um in Namibia ein neues Leben zu beginnen.
20:35 Uhr. Die Maschine rollte mit einer fünf zehnminütigen Verspätung auf die Startbahn. Ich presste meinen Kopf fest in die Rückenlehne und schloss die Augen. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und mein flaues Gefühl in der Magengegend wurde eindeutig stärker. Meine Flugangst machte sich hauptsächlich beim Start und der Landung einer Maschine bemerkbar. Meine Jungs kannten diese bereits von anderen Flügen die wir gemeinsam unternommen hatten und machten sich jedes Mal lustig über mich. Ein gefundenes Fressen für die zwei, um sich mal so richtig an ihrer Mutter zu rächen und es ihr heimzuzahlen. So auch jetzt. Ich hörte sie bereits neben mir flüstern und kichern.

   Robin, mein ältester Sohn, war zu diesem Zeitpunkt dreizehn Jahre und konnte sein Gekicher nicht mehr unterdrücken. Er prustete los und versuchte als erster  seine Mutter aufs Kreuz zu legen.
>>Maamaa. Mach mal die Augen auf. Wir sind noch garnich gestartet<<, gluckste er fröhlich. >>Kanns deine Augen ruhig wieda aufmachen. Los mach schon.<<
Tristan, sein vier Jahre jüngerer Bruder trötete ins gleiche Horn. Auch er wollte unbedingt, das ich meine Augen wieder öffnete. Es war ja so herrlich, die ansonsten taffe Mutter mal ängstlich zu sehen. Diese Gelegenheit musste beim Schopf gepackt und umgehend ausgenutzt werden.
>>Stimmt. Kannste wirklich machen. Das Flugzeug steht noch. Wirklich. Echt Ey.<<
Diese Ratten. Dass versuchten sie nicht das erste mal. Aber heute würde ich ihnen nicht auf den Leim gehen. Ich war fest entschlossen meine Augen erst dann wieder zu öffnen, sobald wir uns hoch am Himmel befanden.

   Gegen 6:30 Uhr sollte die Maschine, nach einem über neunstündigen Flug, den Hosea Kutako International Airport in Windhoek, der Hauptstadt von Namibia erreichen. Von dort hatten wir dann noch gute vier Stunden mit dem Auto nach Swakopmund vor uns. Ich wusste, ich würde während des Fluges kein Auge zu bekommen und an einen erholsamen Schlaf war schon erst recht nicht zu denken. Dass würde ja noch drollig werden.
                                                                                          
   >>Was Arthos jetzt wohl macht?<< Tristan war besorgt über unseren Berner Sennenhund, der in einer XXXL Luftfrachtbox im Frachtraum der Boeing 747, gemeinsam mit uns die Reise nach Namibia antrat. >>Bestimmt isa traurig und hat Angst so alleine zwischen den ganzen riesigen Koffern.<<
>>Quatsch. Der Dicke fragt sich jez höchstens wo sein Fressen bleibt.<< Robin hatte diesbezüglich weniger Befürchtungen und sah das ganze eher praktisch. >>Und außerdem ises da unten dunkel. Da kann er garnix sehn. Und wenn er nix sieht, hat er auch keine Angst.<<
>>Jaaa. So etwas in der Art denke ich auch schon eher. Diese Fressratte.<< Ich versuchte meinen Jüngsten zu beruhigen und wollte, das er sich keine Sorgen um unseren Hund machte. >>Er wird ganz sicher, gaaaanz viel schlafen. Außerdem ist er mindestens doppelt so groß und erst recht doppelt so dick wie der größte Koffer den es zu kaufen gibt. Wie soll er da Angst haben mein Schatz. Erst recht nicht vor so ein paar Köfferchen.<<

   Ich denke mit dieser Einschätzung lag ich gar nicht so verkehrt. In jedem Fall war unser Dicker, den wir fast nie bei seinem richtigen Namen nannten, mit seinen übergewichtigen achtzig Kilo ein Brummer. 
In einer Flughöhe von zehntausend Metern mussten wir uns jetzt irgendwie die Zeit vertreiben. Wir hatten ja noch ein paar Stündchen vor uns. Anfangs beobachteten die Jungs, die vielen hell erleuchteten Lichter die unter uns lagen und fragten sich, welche Städte und Länder wir gerade überflogen. Doch so langsam machten sich die vielen Stunden, die sie nun auf den Beinen waren bemerkbar. Sie wurden müde und stellten ihre Sitze in Schlafposition. Dann klemmten sie sich ihre blauen Air Namibia Schlafmasken über die Augen und kuschelten sich in ihre Schlafdecken. Es sollte nicht lange dauern und sie schliefen selig wie die Babys. Wie ich sie um ihren Schlaf beneidete, denn wie ich bereits ganz richtig vermutete hatte, fanden meine Gedanken keine Ruhe.

   Rechtzeitig zum Frühstück, als die aufgehende Sonne durch  das Fenster der Boeing 747 schien, erwachten meine Jungs total erholt und quietschfidel. Sie freuten sich Löcher in den Bauch, denn in Namibia waren jetzt gerade große Sommerferien und die Schule würde für sie erst in ein paar Wochen beginnen. Das bedeutete, das sie vorher noch jede Menge Spaß haben würden. Auch ich konnte es kaum erwarten endlich in Namibia anzukommen und meine Freude wurde nur durch die Tatsache gebremst, das ich mit meinen Jungs alleine flog, denn mein Freund sollte erst einige Zeit später nachkommen. Er hatte noch mit der Übergabe seines verkauften Betriebes, an seinen Nachfolger zu tun und würde dies von den Niederlanden aus managen. Denn nachdem wir unseren Hausrat, Ende Dezember 2002 in Deutschland aufgelöst hatten, verbrachten wir die restlichen Tage bis zu unserem Abflug vom Schipohler Flughafen in Amsterdam, in unserer angemieteten Wohnung in Kampen. Diese drei Zimmerwohnung hatten wir seit ein paar Jahren, da ich geschäftlich bedingt, häufig dort in der Gegend zu tun gehabt hatte. Außerdem befand sich unser Container, der voll gepackt mit unserem Hausrat und allen möglichen Dingen war, noch im Rotterdamer Containerhafen. Um dessen Verschiffung musste sich mein Freund ebenfalls kümmern, da wir dies aus Zeitgründen vorher nicht mehr geschafft hatten.

   Den Gedanken Aus zuwandern, hegten mein Freund und ich seit 1996, seit wir ein Paar waren. Wir konnten uns beide nicht vorstellen in Deutschland alt zu werden. Erst recht nicht so wie bisher, wo sechzehn bis Achtzehnstundentage keine Seltenheit waren. Immer nur schuften und unsere Betriebe aufbauen, damit sollte irgendwann Schluss sein und zwar nicht erst dann, wenn wir unsere Rentenanträge stellten. Als wir dann im Sommer 2001 unseren ersten Urlaub in Namibia verbrachten, stand die Entscheidung sehr schnell fest. Das ist es. Hier konnten wir uns vorstellen zu leben. Wochenlang fuhren wir in einem Land Rover, auf dessen Dach zwei Klappzelte montiert waren, von Nord nach Süd und von Ost nach West und verliebten uns immer mehr in dieses wunderschöne, große, weite, offene Land. Noch während der Ferien schmiedeten wir alle vier Auswanderungspläne und noch bevor wir zurück nach Deutschland flogen, stand fest, wir würden wieder herkommen und zwar für immer. Natürlich nicht um uns einfach zur Ruhe zu setzen und gar nichts mehr zu tun. Aber das Schöne mit dem Nützlichen verbinden und nicht mehr nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Vor allem sollte der extreme Stress, dem wir beide fast täglich ausgesetzt waren, radikal reduziert werden und dies, davon waren wir überzeugt, würde in Namibia möglich sein.
Uns schwebte eine Gästefarm vor, die hier üblicherweise Lodgen genannt werden. Genauso eine, auf der wir während unserem Urlaub einige Male übernachtet hatten. Ein Running Business, welches wir On Going übernehmen konnten um nicht von Null anfangen zu müssen. Diese Lodgen wurden im ganzen Land angeboten und es würde nicht weiter schwer sein, ein unserem Geldbeutel und Wünschen entsprechendes Objekt aufzutreiben. Schwerer wäre es, eine Lodge in der Nähe von Swakopmund zu finden, denn hier wollten wir hin.

   Swakopmund ist mit ihren ungefähr fünfundvierzig tausend Einwohnern, die Hauptstadt der Erongo Region und liegt im mittleren Westen Namibias. Sie grenzt unmittelbar an die Wüste Namib, sowie an den Atlantik, nahe der Mündung des Flusses Swakop. Im Jahr 1862 hisste die Besatzung des deutschen Kanonenbootes Wolf, als Zeichen der Besetzung des Landes, die deutsche Flagge an der Mündung des Swakop. Und obwohl heute nur noch etwa fünf Prozent der Einwohner deutscher Abstammung sind, ist ihr Einfluss auf das Leben allgegenwärtig. Swakopmund ist bis heute die deutscheste Stadt Namibias und ihre einzigartige Mischung aus deutsch geprägtem Seebad, afrikanischer Bevölkerung und unglaublich imposanter Landschaft, machen sie zu einem beliebten Ziel für Touristen aller Länder.

   Diese deutsche Prägung war es auch, die uns in unserer Entscheidung nach Swakopmund zu ziehen, stark beeinflusste. Außerdem hatten wir dort bereits während unserer Ferien einige Deutsche kennen gelernt und Freundschaften geschlossen. Kontakte bestanden also schon. Ein weiterer entscheidender Punkt war die Deutsche Privatschule Swakopmund, an der auch auf Deutsch unterrichtet wurde und somit den Jungs die Umstellung ein wenig erleichtern sollte.

   Wieder in Deutschland angekommen, machten wir uns sogleich an den Verkauf unserer Betriebe. Kapital musste her, denn ohne Money lief gar nichts. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ein florierendes Transportlogistikunternehmen mit dreizehn Wechselbrücken Trucks, mit denen Container durch halb Europa transportiert wurden. Mit meinen zweiundvierzig Angestellten, war ich an Standorten in Belgien, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden vertreten. Ich konnte mich nicht beklagen, die Geschäfte liefen gut und ich hatte ein prima Auskommen. Mein Freund war Eigentümer einer KFZ Werkstatt und eines Autohandels, mit denen er ebenfalls schwarze Zahlen schrieb. Auch diese beiden Betriebe sollten veräußert werden, um an ausreichend Kapital für unseren Neustart in Namibia zu gelangen.
Aufgrund unserer stets vorhandenen Auswanderungsgedanken, hatten wir immer schon Augen und Ohren nach geeigneten Interessenten für unsere Unternehmen offen gehalten. Somit fanden wir relativ schnell geeignete Käufer für unsere Betriebe. Die erste und wichtigste Hürde Geld, war also schon mal genommen und nach vielen Recherchen übers Internet sowie Kontakten zu Immobilien Maklern, entschieden wir uns Anfang 2002 für eine Lodge, die sich ungefähr fünfzehn Kilometer außerhalb von Swakopmund befand.

   Nicht unsere erste Wahl, aber viel Potential um etwas daraus zu machen wie es schien. Mein Freund packte erneut seine Koffer und flog nach Namibia um sie direkt vor Ort unter Augenschein zu nehmen. Er kam zu dem Ergebnis, dass sie für unsere Zwecke geeignet sei und schloss sogleich einen Vorvertrag, der einen späteren Kauf absichern sollte. Einige Mängel wurden darin festgehalten und deren Beseitigung zur Kaufauflage gemacht. Erst dann würde Geld und Lodge seine Besitzer wechseln. Alles andere war nun eine Frage der Zeit sowie Organisation. Wobei letzteres, wie sich sehr schnell herausstellte, der weitaus schwierigere Akt sein würde. Es gab jede Menge Formulare und Anträge die zu stellen waren, denn wir wollten nicht nur Auswandern sondern gleich auch eine Daueraufenthaltsgenehmigung beantragen. Ein Problem war und ist es immer noch, als Ausländer außerhalb der Stadtgrenzen Eigentum zu erwerben, da diese unter Umständen der Land.- und Bodenreform unterliegen. Ziel dieser Reform ist, eine gleichmäßigere, gerechtere Verteilung des landwirtschaftlich genutzten Landbesitzes zu erlangen. Daher werden auch Lodgen, die vom Ursprung her als landwirtschaftlich genutzte Farmen eingetragen sind, vor einem Verkauf überprüft und erst nach Sicherstellung zum Verkauf frei gegeben werden. Um dies zu erreichen, muss man einen Freistellungsantrag bei der Landwirtschaftskammer in Windhoek stellen.

   Da die Lodge, für die wir uns entschieden hatten, laut Aussage der Eigentümer bereits seit einem Jahrzehnt als touristisch geführtes Unternehmen eingetragen war, sollten wir diesbezüglich keine allzu großen Schwierigkeiten befürchten, denn an solchen Unternehmen war die Regierung nicht interessiert. Doch es gab noch weitere Einwanderungsbestimmungen. Alle Personen die eine Geschäftsgründung in Namibia planen, müssen nebst Bürgschaft für Familie und Angehörige, folgende Bedingungen erfüllen.

   Erstens: Einfuhr eines, durch die bearbeitende Behörde festgesetzten Geldbetrages pro Person. Dieses Kopfgeld, wie wir es nannten, dient zur Absicherung der Lebenshaltungskosten für alle Personen und für mindestens ein Jahr.
   Zweitens: Einfuhr eines, durch die bearbeitende Behörde festgesetzten Geldbetrages der investiert werden muss. Dies kann auch zu erwerbendes Eigentum sein.
   Drittens: Vorlage/Nachweis, eines notariell zu verwaltendes Treuhandkonto mit Nachweis der geforderten Geldbeträge.
   Viertens: 12 Monate nach Geschäftsgründung die Gewinn.- und Verlustrechnung durch einen zugelassenen Steuerberater oder Finanzbuchhalter, sowie der schriftlichen Beweise, dass mindestens zwei Namibier, welche nicht zur Familie gehören, angestellt wurden und noch immer angestellt sind.

   Diese Auflagen, sollten durch den Verkauf unserer Betriebe nicht weiter schwierig sein. Komplizierter dagegen war der Treuhandvertrag an sich, bedingt durch die Tatsache, dass wir nicht verheiratet waren und jeder von uns sein eigenes Kapital einbringen und absichern musste. Wegen dieser gemeinsamen und dennoch getrennten Anlage, gab es in unserem Fall eine zusätzliche Klausel mit dem Zusatz der Wort gemäß lautete: Das keiner von uns ohne die schriftliche Genehmigung des anderen über das hinterlegte Kapital verfügen oder aber es außer Landes bringen darf. Es dient alleinig zum Zweck der Lebenshaltungskosten sowie dem Erwerb von Eigentum in Namibia.
Soll heißen. Ohne meine schriftliche Genehmigung lief gar nichts. Ohne die meines Freundes aber auch nicht. Partner hin oder her, wenn es ums Geld ging hatte jeder von uns sein Eigenes. Diesbezüglich gab es zwischen uns nie Schwierigkeiten oder Missverständnisse Nicht, dass mich je die Angst geplagte hätte, mein Freund könne mich übers Ohr hauen oder sich mit meinem Geld über alle Berge machen. Nein. Wir waren nun fast sechs Jahre zusammen und niemals hätte ich auch nur ansatzweise solch einen Gedanken gehegt. Bisher hatte er sich mir gegenüber immer korrekt und vertrauensvoll erwiesen und wie konnte ich damals auch nur im Entferntesten ahnen, dass ich mir gerade selber einen Strick gedreht hatte?

   Gegen 6:45 Uhr in den frühen Morgenstunden des 10.Januar 2003, landeten meine Jungs und ich also auf dem Hosea Kutako International Airport in Winhoek. Das Barometer zeigte bereits über 28 Grad Celsius und die Sonne brezelte auf unsere müden Häupter als wir freudestrahlend über das Rollfeld, hinein in das Flughafengebäude gingen. Wir reihten uns ein in die endlos lang scheinende Schlange wartender Menschen. Nach ungefähr zehn Minuten beklagten sich die Jungs über die lange Wartezeit. Es war mühselig in der Hitze herum zu stehen und kaum voran zu kommen.
   >>So schnell wie die hier arbeiten, kann das noch Stunden dauern bis wir endlich an der Reihe sind.<< Robin wurde langsam mürrisch und beschwerte sich als erster.
   >>Echt Ey.<< Tristan konnte da seinem Bruder nur beipflichten und unterstrich seinen damaligen  Lieblingsspruch mit verdrehten Augen.

   Obwohl wir auch für unseren Hund Arthos bereits in Deutschland sämtliche Dokumente, Ausweise und Impfpapiere besorgt hatten, fragten wir uns, ob mit ihm alles glatt laufen würde. Man wusste ja nie. Außerdem hatte man uns bei der Antragstellung in der namibischen Botschaft in Berlin gesagt, dass es nie eine Garantie gäbe und er bei der Einreise vielleicht nicht doch noch für Wochen in Quarantäne müsse. Manchmal wäre es reine Ermessenssache der gerade dienst habenden Angestellten vor Ort. Nun gut. Jetzt waren wir hier und standen geschätzte hundert Kilometer entfernt vor der Passabfertigung und konnten nichts weiter tun als warteten. Es hatte wirklich den Anschein als ginge es keinen Zentimeter voran. Vorsichtshalber legten wir uns einen Schlachtplan zurecht, was wir sagen und tun wollten, sollte es Probleme mit dem Dicken geben.

   Plötzliches, immer stärker werdendes Raunen und Gelächter lenkte unsere Blicke zu der riesigen Glaswand rechts neben  uns, welche die Passkontrolle von der Flughafeneingangshalle trennt und wo sich die Gepäckausgabe und das Kofferband befinden. Ich traute meinen Augen nicht und dachte zunächst an Halluzinationen als Schlussfolgerung meiner Übermüdung.
   >>Jungs. Eigentlich glaube ich jetzt nicht wirklich was ich sehe. Oder seht ihr das auch?<<

   Ich bekam keine Antwort. Aber die ungläubig staunenden Gesichter meiner Söhne zeigten mir, sie mussten eindeutig dass gleiche sehen wie ich.  Zur Belustigung aller wartenden Gäste, Passagiere und Flughafenangestellten, drehte unser Dicker in seiner XXXL Luftfrachtbox eine Runde nach der anderen auf dem Kofferband in der Eingangshalle. Nur unser Hund in seiner riesigen Box. Sonst nichts. Kein Koffer. Keine Tasche. Nichts.
Es war zum Piepen wie er da alleine eine Runde nach der anderen drehte. Da hatte doch unser Dicker den Zoll, die Abfertigung und die Einreise nach Namibia schneller als wir geschafft und musste nun auf uns warten. Eine gute Stunde später waren auch wir endlich durch die Passkontrolle und durch den Zoll und konnten den Dicken von seiner unfreiwilligen Piep Show erlösen. Zu dritt hievten wir ihn in seiner schweren Box vom Kofferband, zerrten das Ungetüm in Richtung Ausgang und beglückwünschten ihn zu seiner super schnellen Abfertigung.

   Da ich nun Koffer, Hund und Kinder beisammen hatte, begaben wir uns nach draußen vor das Flughafengebäude und suchten nach einem geeigneten Platz, wo wir den Star des Tages ungehindert aus seinem Käfig befreien konnten. Er war inzwischen so viele Stunden eingesperrt und musste bestimmt sehr dringend Pippi dachten wir. Außerdem waren sicherlich bereits mehrere Unglücke in seiner Box danebengegangen. Doch wir staunten nicht schlecht. Nicht ein Tröpfchen schwamm in seiner Box und das nach mehr als zwölf Stunden. Unglaublich. Noch während er in seiner Box hockte und uns durch die Gitterstäbe anjaulte, lobten wir ihn; Guter Hund. Bester Hund der Welt. Feiner Dicker Alter. Schön gemacht. Nicht ein Tröpfchen Pippi der Schatz..... Was wir jedoch besser gelassen hätten, denn nun hätte er vor Freunde fast doch noch Pippi in seine Box gemacht. Also hielten wir lieber die Klappe und zogen ihn erneut auf eine große Rasenfläche etwas Abseits zum allgemeinen Getümmel. Denn wir wussten genau was uns blüht, würde das Monster nun frei gelassen. Ich öffnete die Klappe und augenblicklich schlug die achtzig Kilo Dampfwalze zu. Er legte uns alle der Reihe nach flach. Ausgelassen sprang er an uns hoch und hopste wie ein dickes, kleines Häschen um uns herum. Seine Freude war unglaublich, sodass ich schon befürchtete er könne wegen seinem dicken Fell und der Hitze einen Herzkasper bekommen. Wer nimmt auch schon einen Berner Sennen mit nach Namibia dachte ich so bei mir. Zu einer Grönland Tour ins ewige Eis. Ok. Aber hierher?

   Nun. Nachdem sich das Tier einigermaßen beruhigt und ausgiebig Pippi gemacht hatte, wir uns zudem sicher sein konnten, dass alle unsere Körperteile dort saßen wo sie hingehörten, tobten die Jungs noch eine ganze Weile ausgelassen mit ihm herum. Unterdessen kramte ich sämtliche essbaren Dinge aus unseren Rucksäcken und wir veranstalteten ein gemütliches Picknick unter den staunenden Blicken der vorübergehenden Flughafengäste. Da wir noch eine mehrstündige Autofahrt vor uns hatten, hielt ich von hier aus Ausschau nach einem geeigneten fahrbaren Untersatz, denn nach der Tortur dieser Reise und wegen meiner Müdigkeit, hatte ich beschlossen uns nicht selber die dreihunderteinundsechzig Kilometer nach Swakopmund zu schaukeln.

   Ich nahm einen geräumigen Geländewagen ins Visier und begab mich mit Kind und Hund im Schlepptau, zu dem jungen Farbigen der an der Fahrertür gelehnt stand.
>>We need to Swakopmund. You have time to drive us?<<
Mit einem abschätzenden Blick schaute er mich an. Und seine Antwort war kurz und knapp,
>>No Madam. I'm sorry. I have no time.<<
Häääähhh? Was'n das für'ne Antwort dachte ich so bei mir. Idiot. Du stehst hier doch nur blöd rum. Diese Antwort überraschte mich doch sehr, denn es sah nicht so aus als hätte er zu tun oder gar einen Gast zu befördern. Andererseits war es in Namibia keine Seltenheit, das zwanzig Arbeiter an einer Baustelle herumdödelten, während lediglich einer etwas arbeitete. Das hatten wir oft genug während unserer Urlaubstouren beobachtet. Nun gut. Gingen wir halt zum nächsten.

   >>Hello Mr.. We want to Swakopmund. You have time and can drive us?<< Dabei legte ich nun wirklich mein nettestes Lächeln auf.
>>No Madam. I’m sorry. I'm so sorry.<<
Da wurde doch der Dicke in der Pfanne verrückt. Und außerdem bildete ich mir das jetzt nicht ein. Auch dieser Typ sah uns allesamt mit seltsamen Blicken an. Ja es schien sogar, als weiche er ein Stück vor mir zurück. So als habe ich eine ansteckende Krankheit oder so. Jetzt wurde es aber drollig.
So eine lukrative Fahrt und die lehnten einfach ab? Hatten die es nicht mehr nötig oder wie?

   Die Jungs sahen mich inzwischen auch immer seltsamer an und bevor sie auf dumme Ideen kommen konnten und mir blöde  Fragen stellten, schickte ich sie und den Dicken zurück auf die große, freie Wiese in den Schatten der Palmen. So was konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen und dass ewige Gelecke an meinen Fingern ging mir schon erst recht auf den Sender. Vom Hund meine ich. Mutter musste sich jetzt konzentrieren. Zum nächsten also. Diesmal probierte ich es auf Afrikaans. Vielleicht zog das ja.
>>Die Here. Ons wil graag na Swakop. Hulle genoeg tyd het om ons te ry?<< Grins.                                                    
>>Nee me Vrou. Ek is jammer. Ek het geen tyd. Eerlik.<<

   Diese Antwort brauche ich wohl kaum zu übersetzten. Natürlich hatte auch er keine Zeit. Doch das hinterher geschobene Wörtchen Eerlik, was ganz einfach übersetzt ehrlich heißt, war des Guten zu viel. Wo doch jeder mit einem Krückstock sehen konnte, dass die sich hier alle drückten und rein gar nichts was mit ehrlich war.
Ich konnte mir immer weniger einen Reim auf alles machen. Was war hier los? Ein Kaffeekränzchen unter Taxifahrern?
Also stellte ich mich erst einmal etwas Abseits um die Lage zu sondieren und buchte ein Brainstorming. Warum in aller Welt, wollte uns keiner fahren?

   Nach einer Weile glaubte ich ein Stück weiter hinten in der Reihe der Taxen, die größtenteils aus Geländewagen bestanden, eine Deutsche Stimme zu hören. Unauffällig schlenderte ich in diese Richtung und was soll ich sagen? Hier sprach eindeutig jemand Deutsch.
Ein nicht mehr ganz junger, grauhaariger, weißhäutiger Typ stand an seinen schönen Land Rover gelehnt und unterhielt sich mit einem Afrikaner auf Deutsch.
Vorsichtig und auf Zehenspitzen gehend pirschte ich mich an ihn heran und blieb unmittelbar hinter ihm stehen.

   >>Soll ich jetzt meinen Achtzigkilohund auf sie hetzen oder fahren sie uns freiwillig?<<
Mit einem verschmitztem Lächeln auf dem Gesicht, drehte er sich zu mir um und sah mich klar und deutlich staunend aber auch belustigt an.
>>Das nenne ich mal eine Ansage. Sie wissen ganz offensichtlich wie man sich hier Freunde macht!<<

   Jepp. Ich hatte ihn am Haken. Nachdem wir uns über den Fahrpreis einig geworden waren und ich die Jungs und den Dicken heran gepfiffen hatte, verluden wir unser Gepäck und den neuen Stern am Himmel Namibias in seinem Land Rover. Endlich ging es in Richtung Swakopmund. Endlich kam das letzte Stück unserer Reise. Bald würden wir in unsrem neuen Zu hause ankommen.

   Von Volker, so hieß unser Chauffeur, erfuhren wir denn auch warum die anderen Fahrer diese lukrative Tour abgelehnt hatten. Die meisten Farbigen haben Angst vor großen und vor allem schwarzen Hunden. Sie sind ihnen einfach nicht geheuer und fürchten sich regelrecht vor ihnen. Dass dies so ist, haben wir später tatsächlich immer wieder festgestellt. Aber auch, dass es in einigen Situationen sehr hilfreich sein kann einen großen, schwarzen Hund bei sich zu haben.
Diese Antipathie schien allerdings auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn unser ansonsten keiner Fliege was zu leide tuende Hund, die Betonung liegt auf Fliegen, knurrte fast jeden Farbigen an der sich ihm näherte.

   Unser späterer Nachbar Johann behauptete felsenfest, es läge am Geruch der dunklen Haut. Ehrlich gesagt bin ich mir bis heute uneins was das betrifft. Obwohl es tatsächlich so ist, dass die Haut der meisten Schwarzafrikaner einen besonderen Geruch ausströmt. Ich vermute aber eher, dass die meisten Hunde lediglich deren Angst spüren.

   Jedenfalls hatten wir an diesem 10. Januar 2003 endlich das letzte Stück Weg vor uns und Robin fand die passenden Worte für unseren Hund.
>>Ja Dicka. So schnell kann's gehn. In einem Moment noch der neue Superstar vom Hosea Kutako International Airport und im nächsten der Loser.<<
Natürlich hatte Tristan, als er das hörte gleich wieder Mitleid. Daher nahm er das rechtes Schlabberohr vom Dicken in seine kleine Hand und flüsterte ihm leise zu. Schließlich hatten wir einen intelligenten Hund, der jedes unserer Worte verstand.
>>Wo doch alles so schön begonnen hat nich wahr mein arma, kleina, Alta. Abba mach dir nix draus. Ich liebe dich trotzdem.<<

   Unser Fahrer war ein recht angenehmer Zeitgenosse, der uns während der langen Fahrt nach Swakopmund bestens unterhielt, wodurch die Zeit schnell verging. Er war Österreicher der seit über zehn Jahren mit seiner namibischen Frau in Windhoek lebte, wo er ein Tourunternehmen sowie eine Autovermietung besaß. Wir fuhren über die gut ausgebaute B2 von Windhoek über Okahandja, an Usakos und Arandis vorbei und trafen mit einigen Pausen, gute fünf Stunden später, endlich auf der Lodge von Germania und Martin, unserem neuen Zuhause ein.

   Scheinbar hatten sie bereits auf uns gewartet, denn kaum fuhr der Land Rover auf den großen sandigen Hof, kamen die sie aus ihrem Haus gestürzt und begrüßten uns aufs allerherzlichste. Ganz so, als träfen sich alte Freunde nach langer Zeit endlich wieder. Obwohl ich diesbezüglich eher etwas zurückhaltend veranlagt bin, ließ ich mir Germanias überschwängliche Begrüßungszeremonie gefallen. Ein wenig too much dachte ich so bei mir. Denn wir kannten uns lediglich von Fotos, Telefonaten und E-Mails und nur mein Freund hatte sie während seiner Stippvisite vor über einem Jahr persönlich kennen gelernt Aber gut. So what.

   Germania war eine nicht schöne, große, stämmige Frau, die Gänse im Flug fangen konnte. Wuchtig und grob, mit schwarz gefärbten kurzen Haaren, die eine Vorliebe für Wallahallakleider zu haben schien. Dies war mir schon auf den Fotos und Filmen meines Freundes aufgefallen. Außerdem war sie esoterisch und spirituell angehaucht, schrieb Horoskope und sprach ständig von Vorahnungen und dem Schicksal dem man nicht entkommen kann und solchen Dingen. Schnick Schnack. Alles so gar nicht mein Ding. Außerdem hätte sie mal ihr eigenes Horoskop besser lesen sollen. Vielleicht wäre ihr dann so einiges mit mir erspart geblieben.

   Martin war das totale Gegenteil seiner ihm angetrauten Göttergattin. Klein. Schmächtig. Unterernährt. Ruhig und zurückhaltend. So ganz der Typ; armes kleines Männchen, der Mutterinstinkte in einer Frau hervorrief und den man aus Mitleid immerzu streicheln möchte. Außer einem Hallo und Herzlich Willkommen, sagte er gar nichts. Andererseits war dies bei Germanias Redeschwall auch schwer möglich. In jedem Fall beides keine Typen, zu denen ich im normalen Leben auch nur Ansatzweise Kontakt bekommen hätte. Aber, ich wollte sie ja auch nicht heiraten, sondern lediglich ihre Lodge kaufen. Eventuell.

   Denn nachdem wir unsere Geschenke übergeben hatten, Germania hatte sich Himalaja Salz und belgische Schokolade gewünscht, die allerdings neu gegossen werden musste,  schlenderten wir mit ihr über die Lodge. Und mein erster Eindruck war, sagen wir mal vorsichtig ausgedrückt, etwas erschreckend. Chaos. Überall herrschte Chaos und Verfall.
Natürlich konnte ich in diesen ersten paar Minuten keinen richtigen Eindruck von allem gewinnen, aber was ich sah schien mir nicht wirklich zu gefallen. Auf den Filmen und Fotos hatte alles einen anderen Eindruck auf mich gemacht. Oder lag es am Jetlag? An ganz gewöhnlicher Übermüdung? Oder musste ich einfach nur richtig ankommen? Ich hatte Null Ahnung und war etwas verwirrt. Die Jungs hingegen, zeigten keinerlei Anzeichen des Unbehagens, doch wahrscheinlich nahmen sie alles gar nicht so wahr, denn sie tobten ausgelassen mit dem Dicken herum.

   Bei dieser sieben Hektar großen Lodge handelte es sich um ein Grundstück in Form eines Rechtecks und bestand überwiegend aus einer brach liegenden Dünenlandschaft, deren Ende am ausgetrockneten Flussbett des Swakop mündete. Von der Straße aus fuhr man durch einen ungefähr hundert Meter langen Palmenhain, direkt auf das Wohnhaus, einem flachen Bungalow zu. An den Seiten war das Grundstück durch Zäune zu den jeweiligen Nachbarn begrenzt. Etwas abseits vom Wohnhaus lag ein flacher Appartementkomplex mit sechs Appartements, sowie einer separaten Küche, die an Gäste vermietet wurden. Diese Appartements lagen in einer wunderschön angelegten, parkähnlichen Landschaft mit vielen Rasenflächen, unzähligen Palmen, Kakteen und Affenbrotbäumen sowie anderen afrikanischen Pflanzen. Das Highlight der Anlage war, der wegen der wilden Tiere eingezäunte große Swimmingpool, in den wir vier am liebsten gleich hinein gesprungen wären, denn wir waren inzwischen durchgeschwitzt und stanken sicherlich wie eine Herde Pumas.

   Jedoch war auch hier, wenn man genau hinsah, der allgemeine Verfall nicht zu übersehen. Bis es zum Kauf und zur Übergabe der Lodge kommen würde, sollten die Jungs und ich in einem der Appartements wohnen. So war es abgemacht. Hier endete dann auch erst einmal unsere erste Begehung, von der sich Martin die ganze Zeit ferngehalten hatte. Lediglich unser Gepäck hatte er vor einer der Türen abgestellt und nun wussten wir auch, welches der Appartements wir bewohnen sollten.
Mit feierlichem Gesichtsausdruck und schwebenden Wallahallakleid, zauberte Germania einen Schlüssel hervor. Und ebenso feierlich war ihre Frage.
>>Wem soll ich diesen Schlüssel nun überreichen? Ab jetzt sind dies Eure.<<
Ruhig Brauner, kam mir automatisch in den Sinn. Gaaanz ruhig.  Noch gehört uns hier gar nichts. Denn noch haben wir nichts gekauft!
Wortlos und sichtlich müde streckte Robin seine Hand nach dem Schlüssel aus, nahm ihn entgegen und schloss die Tür zu unserem Appartement auf. So langsam machte sich bei uns allen die lange Reise bemerkbar. Wir waren kaputt und wollten eigentlich nur noch unsere Ruhe haben. Daher freuten wir uns auf ein schönes, nettes und gemütliches Appartement mit bequemen Betten auf die wir uns endlich lümmeln konnten.

   Einer hinter dem anderen, stiefelten wir hinein in die gute Stube und nachdem sich unsere Augen an den abgedunkelten Raum gewöhnt hatten, traf uns der Blitz. Schock. Sprachlos standen die Jungs und ich da. Wie erstarrt. Wie angenagelt. Der Anblick dieser Räumlichkeiten übertraf das Maß aller Dinge, die unsere Vorstellungskraft hervorbringen konnte. Und das lag eindeutig nicht am Jetlag oder an eventuellen Halluzinationen. Die blanke Realität hatte uns voll erwischt.
>>Na dann macht es euch mal erst gemütlich und richtet euch schön ein.<< Germania schien trotz ihrer Lupenbrille unsere Schockstarre nicht zu bemerken. >>Es ist ja alles da und wenn was fehlt, holt ihr es euch aus einem der anderen Appartements. Gehört ja jetzt alles Euch<<, zwitscherte sie, als hätte sie uns gerade den Himmel auf Erden präsentiert.

   Mein Gott. Wenn ich diesen mal kurz einbeziehen darf. Nicht schon wieder, dachte ich mir. Für meinen Geschmack hatte sie das Wort Euer, schon einmal zufiel erwähnt. Sie machte sich bereits in den ersten Minuten unseres Kennenlernens, immer beliebter bei mir. Schlicht gesagt. Sie ging mir auf den Keks. Das konnte ja noch drollig werden Mir schwante Schlimmes.

   Da standen wir drei nun wie angewurzelt und bestaunten wortlos unsere einmalige Umgebung. Nur der Dicke schien von allem unbeeindruckt und schnüffelte genüsslich in allen Ecken herum. Minutenlang ließen wir die gesamte Pracht auf uns wirken und suchten krampfhaft nach Worten für das alles hier. Selbstverständlich hatte ich auf den Fotos und Filmen die mein Freund gemacht hatte, erkannt, dass, wie man so schön sagt, der Lack ab war und die Lodge ihre besten Tage hinter sich hatte. Das wir erneuern und umbauen würden war von vornherein klar gewesen. Selbstverständlich wusste ich auch, dass wir keine fünf Sterne Lodge gekauft hatten. Aber nun, Auge in Auge mit dem Desaster, das war schon eine harte Nummer und übertraf alles was die Jungs und ich jemals gesehen hatten.

   Die zerschlissenen Fenstervorhänge, mit ihren riesigen Löchern, waren dabei noch das geringste Übel. Meine Gedanken rasten wie wild durch meinen Kopf. Ganz offensichtlich hatten all die Fotos das schlimmste verschluckt. Magic? Aber mein Freund? War er blind gewesen? Er hatte dies doch alles in Natura gesehen. Und ohne den Herren der Schöpfung zu nahe treten zu wollen, dazu viel mir jetzt auf die Schnelle nur eins ein. Männer.

   Die Schockstarre schien sich zumindest bei den Jungs langsam zu lösen. Sie drehten sich zu mir um und Tristan  fand als erster seine Sprache wieder. Ungläubig und leise flüsternd kam seine Frage.
>>Hier werden wir jez wohnen Mama? Oda is da noch was anderes?<<
>>Glaubste doch wohl selba nich<<, war die ebenso leise flüsternde aber knappe Antwort von Robin. >>Hier sieht  alles so aus. Wette ich mit dir.<<

   Germania konnte unser Entsetzen nicht verborgen geblieben sein. Und die Flüsterei der Jungs schon erst recht nicht. Daher beschloss sie wohl auch, sich stinkelingpief vom Acker zu machen. Ohne auf unser Entsetzen einzugehen, zog sie sich aus der Affäre zurück. Und noch heute sehe ich sie vor meinem geistigen Auge und höre ihre Worte wie ein Schall.
>>Dann kommt jetzt erst einmal an und macht es euch schön gemütlich.<< Drehte sich um und entschwand mit wehendem Wallahallakleid aus der Tür.

   Gemütlich? Was konnte sie mit gemütlich meinen? Das war ja wohl der Witz des Tages. Als sie entschwunden war, fragte Tristan vorsichtshalber noch einmal nach. Er konnte sein Glück scheinbar immer noch nicht fassen.
 >>Wasn jez Mama? In sowas müssen wir jez wohnen?<<
Ich drehte mich im Kreis und versuchte krampfhaft wenigstens irgendetwas, wenigstens halbwegs nettes, zu erblicken. Doch so sehr sich meine Augen auch anstrengten, sie sahen einfach nichts.
 >>Joooo. Was soll ich sagen Kind? Ich denke schon, dass wir hier eine Weile wohnen werden. >>Ich finde auch alles was ich hier sehe einfach nur entsetzlich mein Schatz<<, gab ich unumwunden zu. >>Und ehrlich gesagt fehlen mir hierfür die Worte. Da kann selbst ich nichts schön reden.<<
 >>Echt Mama? Müssen wir das wirklich Mama?<< Auch Robin versuchte einen letzten Rettungsversuch.
>>Bis wir das Rechtliche geklärt haben...bis wir umgebaut haben...bis wir alles renoviert haben....<<
Bla. Bla. Bla. Was redete ich da? Ich wollte ja selber nicht hier sein. Ich versuchte lediglich Zeit zu schinden um eine vernünftige Erklärung für meine Kinder zu finden. Nur fand ich die nicht. Weil es nämlich keine realistische Erklärung dafür gab.
>>Jungs. Ehrlich gesagt, bin ich gerade total überfordert und nur geschockt. Ich würde auch am liebsten das Weite suchen. Aber wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Schauen wir mal was wir machen und was so wird. Aber jetzt, in diesem Augenblick bleiben wir erst einmal hier.<<

   Mehr konnte ich in diesem Augenblick nicht sagen und ich war mir keineswegs so sicher, ob ich uns dies hier alles, wenn auch nur für eine Nacht zumuten wollte. Wir ließen alles liegen und stehen, gingen nach draußen und setzten uns auf eine der Bänke, beim Braai Vleis Plekkie. Im Prinzip ist  dies nichts anderes als ein gemauerter BBQ Platz. Allerdings in gigantischen Ausmaßen, von denen sich mehre auf dem Areal der Appartementanlage befanden. Namibier grillen für ihr Leben gern und überall im ganzen Land findet man gemauerte Grillplätze mit Bänken, selbst mitten an einer Hauptverkehrsstraße wo weit und breit nichts anderes steht.

   Richtig ausgelassen war eigentlich nur unser Dicker. Er rannte und jagte wie von einer Tarantel gestochen, wie blöd durch die Gegend. Obwohl er ansonsten eher zurückhaltend in seinem Bewegungsdrang war, schien er nun vorbeugen zu wollen und wahrscheinlich dachte er sich; bevor ich gleich wieder stundenlang in irgendeiner XXXL Luftfrachtbox rumhänge, schwinge ich lieber ein wenig die Pfoten. Jedenfalls kam er uns für eine Weile abhanden, was uns aber weiter nicht störte denn wir hatten gerade andere Sorgen.

   Wenig später tauchte Germania am Horizont auf und aus gut zehn Metern Entfernung rief sie uns zu.
>>Das kann ER aber jetzt nicht jeden Tag machen. Sonst muss er an die Kette.<< Allgemeines Staunen auf unserer Seite. Die Jungs sahen mich fraglos an und ich sie. Kette! Hatte ich jetzt Kette verstanden? Meinte sie so was, mit den vielen kleinen Eisenringen? Die, die so rasseln wenn sie über den Boden schleifen? Und was oder wen meinte sie überhaupt mit ER? Im Prinzip konnte sie damit ja nur einen, den Dicken meinen.

   Ich sah unseren Dicken bereits vor meinem geistigen Auge, wie er an einer rasselnden Kette hing und daran herumzerrte und zog und sich die Seele aus seinem dicken Achtzigkilokörper jaulte.
>>Wen meinst du denn mit ER? Vorsichtshalber fragte ich doch mal nach, bevor ich falsche Schlüsse zog. >>Ich gehe mal davon aus, du redest von unserem Hund. Oder? Was ist denn passiert?<< rief ich zurück während sich bereits meine Nackenhaare senkrecht stellten.
>>Ja natürlich. Wen sonst. Euren Hund meine ich.<<
Da traf sie jetzt aber einen wunden Punkt.
>>Nur schon mal so viel vorab zu deiner Info. Bei uns
wird weder ein Hase, noch ein Meerschwein und schon erst recht nicht unser Hund, angeleint, eingesperrt oder irgendwo angekettet,<< schnauzte ich sie an. >>Und überhaupt, was soll er denn Schlimmes gemacht haben?<<
>>Tjaaaa. Dann kommt mal mit und seht euch das Drama an<<, schnappte sie. Drama dachte ich. Das einzige Drama hier bist DU. Doch wir erhoben uns artig und folgten ihr in gut fünf Meter Entfernung bis zum Gartenzaun ihres Bungalows.

   Mit Unterstreichung einer theatralischen Handbewegung offenbarte sie uns das Drama. Der Dicke hatte sich scheinbar nicht rechtzeitig bremsen können und in seinem Bewegungswahn, dass einzig nette und hübsch anzusehende, nämlich zwei Rosenstöcke, mit der geballten Kraft seiner achtzig Kilo umgenietet. Himmel, dachte ich. Und das alles an einem Tag. Das machte ihm so schnell aber auch keiner nach. Am Morgen noch Piep Show Boy und neuer Stern am Flughafen von Windhoek und nun Gärtner. Welch eine Karriere.

   Nur Germania war von den Fähigkeiten unseres Hundes weniger beeindruckt. Wenn Blicke töten könnten. Der Dicke,  einschließlich Tristan, Robin und meiner einer, wären auf der Stelle tot umgefallen. Doch auch ich war geladen und das nicht so knapp. Diese blöde Schnalle hatte sich meine Sympathie, falls je vorhanden, sowieso schon verspielt. Und in ihrem jämmerlichen, restlichen Leben, hätte sie eh keine Gelegenheit mehr, dieses Manko wieder auszuwetzen. Dem entsprechend war ich von dem Drama relativ unbeeindruckt.
>>Ok. Und ich dachte schon sonst was passiert ist.<< Sprachs und drehte mich um, um zu gehen. Ich war bis aufs Äußerste gereizt. Jetzt sollte sie aber lieber mal acht geben diese dumme Planschkuh. >>Aber keine Sorge. Deine Blümchen wären vor dem Abriss ohnehin weggekommen,<< informierte ich sie noch während ich mich auf den Weg zurück machte.

   Allgemeines Staunen über so viel meiner Dreistigkeit. Tja und die Jungs. Ich sah ihnen förmlich an, was in ihren Köpfen vor sich ging; Nee, nicht schon wieder dachten sie. Jetzt ist sie gleich nicht mehr zu bremsen.
Sie schämten sich immer für ihre Mutter, wenn diese ihre Klappe nicht halten konnte, oder wollte.

   Während Martin die ganze Zeit über wieder einmal ohne jeglichen Kommentar in der Eingangstür herumgestanden hatte um das Schauspiel aus gesicherter Entfernung zu betrachten, fragte seine verblüffte Gattin Germania: >>Abriss??? Was für einen Abriss meinst du denn???<<
>>Ja was wohl!!! Euer Haus!!!<<
Tristan und Robin drehten sich schon mal zur Seite um sich unauffällig mit dem Hund zu beschäftigen. Damit wollten sie jetzt aber nun wirklich nichts zu tun haben. Germania hingegen schnappte hörbar nach Luft, packte ihren Martin am Arm und schwebte mit ihrem Herzallerliebsten ins trautelige Heim. In Jenes, welches ich mit allergrößtem Vergnügen abreißen würde. Sollten wir dieses Chaos hier überhaupt jemals kaufen.

   Zwar hatte ich bisher weder den Bungalow, noch die anderen Appartements von innen gesehen, brauchte ich aber auch nicht. Und wollte ich auch nicht mehr. Absolut kein Bedarf. Was ich bisher gesehen und gehört hatte reichte mir inzwischen. Dumme Schnalle. Was bildete die sich eigentlich ein? Als sich mein Adrenalinspiegel etwas gesenkt hatte,  sah ich an den Blicken meiner Jungs, das sie total sauer auf mich waren. Solche Auseinandersetzungen mochten sie überhaupt nicht. Aber heute waren sie wohl einfach zu müde und zu kaputt um mir die Leviten zu lesen. Was sie ohne mit der Wimper zu zucken taten wenn es die Situation erforderte. Da kannten sie nichts.

   Während wir schweigend mit unserem Hund, der unter die Gärtner gegangen war, zurück zu unserer Luxussuite schlurften, dachte ich so bei mir; Schade. Ein Tässchen Kaffee wäre ja jetzt nicht schlecht gewesen! Und Hunger hatte ich auch. Aber die Aussicht auf leckeren Kuchen und Kaffee hatte ich mir wohl gerade eben selber vermasselt. Denn sicher hatte sie für uns gebacken, zumindest hatte sie das noch während wir in Deutschland waren angekündigt. Oder sollte ich lieber sagen angedroht? Wer weiß wie der schmeckte? Wenn sie so backte wie es hier aussah, dann danke.

   Ich überlegte was wir selber noch an essbaren Dingen hatten und ob von unserem Picknick heute Morgen noch was übriggebleiben war. Ich durchwühlte sämtliche Koffer und Taschen. Aber alles was ich fand waren ein paar trockene Kekse und Hundefutter. Und das war nun wirklich nichts, womit ich jetzt meine schlechte Laune hätte stillen können. Mist dachte ich. Schlechte Organisation. Bevor du drüben die Hütte abreißt, siehst du zu, das du dir ein Auto kaufst.

   Ohne das war man hier aufgeschmissen und natürlich hatte ich auch dies vorher gewusst. Der Autokauf wäre ohnehin unser nächster Plan gewesen und dazu sollte mich Martin eigentlich in die Stadt begleiten. Aber nun? Nicht das ich mir einen Autokauf alleine nicht zugetraut hätte, aber ob er uns jetzt überhaupt noch in die Stadt fahren würde? Wenn nicht, auch egal. Bestellte ich uns eben ein Taxi oder wir würden lockeren Schrittes, die gut fünfzehn Kilometer bis in die Stadt laufen. Die Jungs wären bestimmt begeistert. Und der Dicke erst. Jedenfalls würde ich Martin bestimmt nicht mehr bitten uns einen Gefallen zu tun. Das war mir doch alles zu blöde mit denen. Wie konnte ich auch ahnen, dass diese dumme Kuh gleich in den ersten Stunden unserer Ankunft, solche blöden Sprüche ablassen würde? Solche, die mich dermaßen reizten? Und während ich mich von Minute zu Minute immer mehr in meine Wut schaukelte und weiterhin die kleinsten Ecken in Koffer und Taschen absuchte, klopfte es an unserer Tür.

   Die Jungs und der Dicke hatten sich bis dahin relativ ruhig verhalten und sich mit ihm auf ihre wackeligen Betten gelegt, die sie einfach zusammen geschoben hatten. In solch explosiven Situationen gingen sie mir lieber für ein Weile aus den Augen. Besser war das. Als es nun an der Tür klopfte opferte sich Tristan, ging wortlos hin und öffnete sie einen Spalt breit. Während dessen hielt Robin unsere gärtnernde Bestie in Schach, die laut bellend und zähnefletschend unser muckeliges Heim verteidigte.

   Vor der Tür stand Germania mit einer Kanne Kaffee in der Hand. Wie ein lieblicher Engel stand sie da. Sie musste der Himmel geschickt haben. Gott hatte meine Gebete erhört. Aber das war noch nicht alles. Nein. Sogar Erdbeertorte mit  Schlagsahne. Saft für die Jungs und ein trockenes Brötchen für den Gärtner hatte sie dabei. Die Grundgute. Ich glaubte wirklich meinen Augen nicht zu trauen. Doch sie war es leibhaftig und mit all diesen Köstlichkeiten. Keine Ahnung warum. Wahrscheinlich hatte sie ihr schlechtes Gewissen hergetrieben, oder auch nur die Erkenntnis mich richtig eingeschätzt zu haben? Nämlich die, das ich einen Rückzieher vom Kauf ihrer Chaoslodge machen könnte. Und nun riss sie sich widerwillig zusammen.

   >>Das ist für euch<<, säuselte sie denn auch mit unübersehbarem, gezwungenem, aufgesetztem, künstlichem Lächeln. >>Lasst es euch schmecken.<< Ok. Damit hatte sie jetzt ein millionstes, winziges Pünktchen gut gemacht. Auf keinen Fall mehr. Dennoch überwand ich mich zu ein paar netten Worten. Ich wollte mal nicht so sein.
>>Das ist aber aufmerksam<<, sülzte ich ebenso gekünstelt. >>Kaffee. Den kann ich jetzt gut gebrauchen. Und dein Kuchen. Der sieht ja wirklich sehr lecker aus. Danke.<<
Was tat ich nicht alles für eine Tasse Kaffee. Da sprang ich auch schon mal über meinen eigenen Schatten. Und da ich gerade einmal beim springen war, nutzte ich die Gelegenheit.
>>Bleibt es bei morgen früh? Das uns Martin mit in die Stadt nimmt? Oder fährt er vielleicht heute noch in die City? Du weißt schon. Wegen dem Autokauf.>>
>>Martin fährt in einer Stunde zur Arbeit. Da kann er euch mitnehmen wenn ihr wollt. Er kommt euch dann hier abholen<<, druckste sie offensichtlich nicht begeistert herum. Aber mir abzusagen war ihr denn doch wohl zu blöd. Dann drehte sie ab und schnurrte wieder mit wehendem Wallahallakleid von dannen.

   Die Jungs und ich krallten uns fast gierig die uns freundlich dargebrachten Gaben und setzten uns erneut auf die Bank beim Braai vleis plekkie. Der Hund bekam sein trockenes Brötchen und legte sich genüsslich daran knabbernd zu unseren Füßen. Danach sprangen wir der Reihe nach unter die Dusche. Das wurde aber auch Zeit. Jedoch erst, nachdem ich die größte Kakerlake die ich bis dahin gesehen hatte, mit einem Stock nach draußen befördert hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt die erste in meinem ganzen Leben, doch was Insekten und Ungeziefer angeht darf man in Namibia nicht zimperlich sein.

   Nach einer guten Stunde etwa, kam Martin mit seinem klapprigen Bakki angerattert. Ein kleiner Nissan PickUp mit Ladefläche, die in Namibia sehr häufig gefahrenen werden. Die Jungs wurden hinten auf der offenen Ladefläche mitsamt dem Dicken verfrachtet. Was ihnen natürlich außerordentlich gut gefiel. In Deutschland undenkbar, aber in Namibia gang und gebe und jeder machte das hier so. Während der Fahrt in die Stadt, versuchten Martin und ich ein Gespräch über Gott und die Welt in Gang zu bringen, was uns aber nicht wirklich gelang. Was Germania zu viel redete, sprach er zu wenig und es bestätigte sich einmal mehr; mit den beiden würde ich nie warm werden! Was im Übrigen auch nicht Not tat. In der Stadt angekommen, setzte uns Martin, der ebenfalls als Gärtner bei der Municipality in Swakopmund arbeitete, bei dem Autohaus Swakopmund ab und verabschiedete sich von uns. Hier sahen wir zwar viele schöne Autos, aber keines was wir hätten kaufen wollen.

   Mir schwebte für die erste Zeit, bis mein Freund nachkäme, etwas anderes vor. Nichts Neues jedenfalls und die Jungs stimmten zu, dass wir einen guten, gepflegten, funktionstüchtigen und am liebsten alten, Geländewagen kaufen wollten. Freundlicher Weise, gab uns der nette Autohausbesitzer einen Geheimtipp. Harry's Land Rover Shop. Dieser lag gar nicht weit entfernt und nur ein paar Straßen weiter, wohin wir bequem zu Fuß laufen konnten. Harry, der Namensgeber und Eigentümer in einer Person war, war ein Unikat und genauso speziell und unaufgeräumt wie sein Betrieb. Ein großer, attraktiver Tom Selleck Typ, mit leicht ergrauten, halblangen, lockigen Haaren, auf denen er stets eine blaue Baskenmütze trug. Harry war äußerst charmant und liebenswürdig und sprach mit einem unverkennbaren, französischen Akzent.

   >>Madame. Was kann isch für dich tun?<<, fragte er mit sonorer, sanfter Stimme.
>>Tja. Wir brauchen unbedingt ein zuverlässiges Auto. Eins, mit dem ich meine Jungs jeden Tag sicher zur Schule bringen kann und mit dem wir auch mal durch die Namib und ins Revier fahren können.<<
>>Bei mir Madame, bekommst du nur zuverlässige Autos<<, antwortete er mit überdeutlicher Betonung auf das Wort Auto. >>Aber sag zu meinen Land Rovern bitte nischt Auto.<< Dies fügte er mit verdrehten Augen und verschmitztem Lächeln hinzu, das seine strahlend weißen Zähne sehen ließ. Ein echter Mann und Charmeur der alten Schule. Und ich war mir ziemlich sicher, das er trotz seines fortgeschrittenen Alters noch so mancher Frau den Kopf verdrehen konnte.

   Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein alter, olivgrüner, offener Land Rover aus Zeiten, als Namibia noch Deutsch Südwest hieß. Ein absolut Top gepflegtes Teil aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen. Offen, zweisitzig und mit je einer Bank rechts und links auf der hinteren Ladefläche. Optimal für uns. Der sollte es sein. Was wir später jedoch noch ein wenig bereuen sollten, denn wie wir ja eigentlich wussten, konnte es morgens und abends empfindlich kühl in Namibia werden. Aber wie ist das, wenn man unbedingt was will? Dann redet man sich's schön und friert sich später den Pops ab.

   Jedenfalls wurde das gute Stück gekauft nachdem ich ausgiebig mit Harry über den Preis verhandelt hatte. Dies schien ihm unglaublichen Spaß zu machen, was aber ganz offensichtlich weniger wegen des Geldes geschah, sondern weil er die sich daraus ergebenden Wortgefechte liebte. Desweitern war in diesem Preis seine private Telefonnummer enthalten, unter der ich ihn zu jeder Tages und Nachtzeit erreichen konnte. Zwecks Reparatur oder dergleichen wie er mir versicherte. Denn es wäre nicht zu erwarten, das wir mit unserem neuen Gefährt liegen bleiben würden. Natürlich nicht Harry. Ich hatte schon verstanden.

   So. Ein Auto, sorry Harry, einen Land Rover und eine Telefonnummer hatte ich schon mal. Auch kein schlechter Schnitt für den ersten Tag in Namibia. Da musste sich der Dicke aber ranhalten, wenn er das noch toppen wollte. Nun waren wir unabhängig und konnten wann immer uns unsere Unternehmungslust trieb losfahren wohin wir wollten.

   Unsere erste Fahrt machten wir zum Schoppen in die City. Die Supermärkte; Shop Rite und Woermann&Brock kannten wir bereits aus unserem Urlaub. Hier würden wir alles finden was das Herz begehrte und was wir brauchten. Das Warenangebot
in diesen Supermärkten ist unglaublich vielseitig und bietet neben einheimischen und südafrikanischen Produkten eine große Palette bekannter Lebensmittel aus Deutschland, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern. Danach machten wir noch einen Abstecher zu Pick’n Pay. Ein weiterer Supermarkt wo man das beste Weißbrot und die leckersten Kirschtaschen bekommt, die es zu kaufen gibt.

   Anschließend schlugen wir uns bei KFC die Bäuche mit Chicken Wings und Burgern voll und bestaunten ein wenig die freundliche Bedienung, die mit ihrem Vollbart eher wie ein Mann aussah. Zwar waren wir kaputt wie Turnschuhe, doch wir verspürten keinerlei Drang, zurück in unser muckeliges Heim zu fahren. Daher packten wir den Dicken, mitsamt seinem fünfzig Zentimeter langen Rinderknochen auf die Ladefläche und beschlossen den Abend am Atlantik, am Strand der Mole ausklingen zu lassen. Einer unserer Lieblingsplätze in unmittelbarer Nähe der alten Seebrücke, die von den Swakopmundern liebevoll Jetty genannt wird.
Obwohl es mittlerweile Abend war, sprangen die Jungs trotz fehlender Badehosen in die Fluten, denn die Temperaturen waren noch so hoch, das sie schon wieder eine Abkühlung brauchten. Nur den Dicken konnte nichts und niemand inspirieren ebenfalls ins Wasser zu gehen. Wasserscheu wie er war, suchte er jaulend das Weite wenn er ein Spritzerchen ab bekam Er war halt eher ein Schneehase und bei weitem keine Wasserratte. Da war er in diesem Land ja genau richtig.

   Die Sonne ging bereits am Horizont unter, als wir uns auf den Heimweg machten. Ich war überrascht, wie leicht es mir viel wieder links zu fahren. Ganz so, als hätte ich nie was anderes getan und als wäre ich nie fort gewesen. Wir waren sehr stolz und glücklich über unser neues Vehikel und abgesehen vom Lodgedesaster klappte alles wie am Schnürchen. Aber dieses Problem würden wir auch noch lösen und eigentlich hätte ich unbeschwert und glücklich sein müssen. Wir waren gesund. Wir waren endlich in Namibia. Wir hatten einen Land Rover. Wir hatten ein exquisites Dach über dem Kopf. Wir hatten genug Geld. Wir hatten Essen, Trinken und leckere Kirschtaschen. Es ging uns gut. Rundherum gut. Außerdem war ich immer schon eine selbstständige, selbstbewusste Frau und alleinerziehende Mutter, die ihr Leben im Griff hatte und die sich durch nichts so schnell ins Bockshorn jagen ließ. Was sollte schon passieren was ich nicht meistern würde? Doch irgend etwas war da. Ich hatte zwar keine Ahnung was, nur so ein Bauchgefühl. Doch so sehr ich mich auch bemühte, dieses unbestimmte Gefühl zu ergründen, es sichtbar zu machen. Es gelang mir nicht und so schob ich die miesen Gedanken erst einmal zur Seite.

   Zurück in unserer Luxussuite, ergötzten wir uns erneut und ausgiebig an den netten, zerschlissenen Vorhängen sowie an der adäquaten Einrichtung. Wir machten uns bettfertig und kuschelten uns in unsere blauen Air Namibia Flauschdecken, klemmten uns die blauen Air Namibia Schlafmasken über die Augen und schliefen wenig Augenblicke später, wie die Babys die ganze Nacht durch. Am nächsten Morgen bereiteten wir uns ein leckeres Frühstück, das wir draußen aßen und besprachen was wir heute machen wollten. Dabei fragten wir uns erneut, wie Germania und Martin alles so verkommen lassen konnten. Außerdem fanden wir es unvorstellbar, dass sich Appartements in diesem Zustand überhaupt vermieten ließen und gerade jetzt, wo doch Hochsaison war, befand sich nicht ein Gast in den Appartements. Von Running Business konnte also nicht die Rede sein. Kein Wunder. Jeder der klaren Verstandes war und aus welchen Gründen auch immer das Pech gehabt hatte, in diesen Räumlichkeiten übernachten zu müssen, ließ sich nie wieder hier blicken. Ausgeschlossen..........


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Donnerstag, 16. Mai 2013

Exposé


Dann gnade mir Gott


Ich verließ mit meinen Söhnen Robin und Tristan Deutschland für immer, um in Namibia ein neues Leben zu beginnen. Wir  konnten nicht ahnen, dass aus dem vermeintlichen Traum bald ein Alptraum erwachsen sollte. Noch erwartete ich meinen Lebensgefährten, der bald nachkommen würde. Dass meine Zukunft derart aus den Fugen geraten sollte, ich bald Todesangst vor dem Mann haben würde, mit dem ich mein Leben teilte, wie hätte ich dies ahnen können? 

Afrika, der schwarze Kontinent.
 Angelika verlässt mit ihren Söhnen die Heimat, um in Namibia ihren Traum zu leben. Bald soll ihr Freund folgen. Das neue Heim entpuppt sich als Bruchbude, aber das Land und seine Natur bieten Reize und Abenteuer, die vieles aufwiegen. Doch dann kommt eine traurige Nachricht aus Europa und der wirkliche Horror beginnt.....


EIN AUTOBIOGRAPHISCHER ROMAN ÜBER EINE STARKE FRAU, DIE ALLES TUN WÜRDE, UM IHRE KINDER UND SICH ZU SCHÜTZEN. 

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